Nein, so schlimm ist das nun auch wieder nicht.
Ich jedenfalls habe nicht mit Schneefall gerechnet.
Du etwa?
Was meinst du?
Ich kann dich so schlecht verstehen, bei dem Verkehr?
Da hast du recht.
Wir brauchen Frischluft.
Gehen wir eine Etage höher.
50 Grad?
Nein, das gibts nirgendwo auf der Erde.
Höchstens 40 Grad.
Im Schatten.
Ja, wo soll ich denn jetzt ein Handtuch hernehmen?
Du hast es doch neulich in der Sauna liegen lassen.
Natürlich könnten wir es jetzt gut gebrauchen.
Aber, was nicht ist, ist nicht.
Was?
Wart mal, bis die Lastwagen vorüber sind.
Was?
Du willst nicht mehr weiter?
Ach, mit dem Auto schon.
Jesses, jetzt pass doch auf. Hier ist doch Linksverkehr.
Warum willst du jetzt auf die andere Straßenseite?
Weil dort mehr Schatten ist!
Also ich seh keinen.
Was willst du jetzt essen?
Eine heiße Nudelsuppe!
Und du meinst, dass die dir gut tut.
Gut, wenn du meinst. Aber bitte nicht für mich.
Ja, okay, das nächste mal nehmen wir ein Tuk Tuk.
Versprochen!
Warum willst du dich da nicht mehr reinsetzen?
War doch ganz lustig.
Natürlich hat der dich verstanden.
Soviel Deutsch verstehen die.
Aber je öfter und lauter du “ langsaaaaam“ rufst, umso schneller fahren die.
Hat ja auch Vorteile, denk doch nur mal an den Fahrtwind.
Schön kühl!
Ja, wo soll ich denn jetzt ein kühles Plätzchen finden?
Geduld!
Noch 10 Minuten, dann sind wir dort.
Im Schatten.
Und morgen unter Palmen.
Garantiert.
Ein kaltes Bier unter Palmen?
Versprochen!
Was?
Dann halt halt das Taschentuch vor die Nase!
In den Tropen riecht es ein wenig anders als im Kurpark in Baden-Baden.
Bist du wahnsinnig!
Da kannst du doch nicht hinfassen.
Oder hast du irgendwo ein CE Zeichen gesehen?
Was?
Nein, gibts nicht.
In ganz Bangkok nicht.
Ein öffentliches Schwimmbad in Bangkok, dass ich nicht lache!
Guck mal, ich glaub mich tritt ein Elefant.
Ich glaube, die sind ausgebrochen, so wie die rennen.
Was?
Ich renn doch nicht!
Aber rumstehen will ich auch nicht.
Jetzt hör doch auf die Leute zu fragen.
Entweder die wissen es oder sie wissen es nicht.
Einen Weg erklären sie dir auf jeden Fall, das nennt man thailändische Höflichkeit.
Meist den falschen.
Leider.
Hello Jungs, wo gehts denn zum Jim Thompson House?
Ja, zum Jim Thooompsooon Haus!
Mann, verstehen die denn gar nix?
Jiiiiiim Thooooooooompsooooooooooon!
Was?
Warum sollen wir das nicht finden?
Herrgott, jetzt verlass dich doch mal auf mich.
Ich werde es schon finden.
Was, du kannst dir den Namen nicht merken?
Jim Thompson House.
Ja.
Jim Thompson.
He, was steht denn da?
Na, hab ich’s doch gesagt.
Mit mir brauchst du kein Navi.
Das Jim Thompson House steht in der Rama 1 Road / 6 Soi Kasemsan 2.
Und ist täglich von 9-17 Uhr geöffnet und eigentlich ein Freilandmuseum auf engstem Raum.
Ein Ort zum Träumen, umgeben von einem dunklen Geheimnis, das uns heute noch ein wenig schauern lässt.
Soi Kasemsan 2 war die letzte Adresse von Jim Thompson, einem Amerikaner, den man den Seidenkönig nennt und den zwischen Bangkok und Hongkong heute noch jeder kennt.
Thompson gründete nach dem Krieg eine Seidenmanufaktur, die Thai Silk Company, entwickelte sie zum Weltgiganten und brachte damit 20 000 Thais in Lohn und Brot.
Dafür wird er von den Thais geachtet und geschätzt.
So ganz nebenbei war er ein begnadeter Verkäufer und brachte es mit der Thai-Seide zu Reichtum.
Das ist für unsere Geschichte nur insoweit wichtig, als dass er so viel Geld besaß, um in ganz Thailand alte, im klassischen thailändischen Stil erbaute Holzhäuser abtragen und sie nach Bangkok transportieren zu lassen.
So schuf er sich sein eigenes Museum.
Mysteriös ist sein spurloses Verschwinden im Jahr 1967.
Er verbringt ein paar erholsame Tage im Hause einer Freundin in Malaysia.
Nach dem üblichen Mittagsschläfchen ist er nicht mehr aufzufinden.
Es scheint, als habe der Urwald ihn verschluckt.
Sein Tod wurde niemals festgestellt oder gar aufgeklärt.
Ein solch unheimliches Ende ruft natürlich haarsträubende Storys hervor.
Sein Leben wird zur Legende.
Jim Thompson House gehört heute einer Stiftung und keiner, der hier arbeitet, hat den Hausherrn noch persönlich erlebt.
Am Eingang werden wir von zwei bildhübschen, in thailändischer Seide gekleideten Mädchen empfangen.
Wir passieren das obligatorische Geisterhäuschen.
Werden nach wenigen Minuten von einem Guide abgeholt, der uns durch die 100 jährigen Teakholzhäuser führt.
Wir bewundern eine Fülle von antiken, unschätzbaren Gegenständen, Gemälden und Kunstwerken, aus ganz Thailand zusammengetragen.
Wir erfahren, dass selbst die Ziegelterrasse aus alten Steinen besteht, die eigens aus Ayuthaya, der früheren Königsstadt 80 Kilometer im Norden von Bangkok liegend, herbeigeschafft wurden.
Wir wundern uns nicht mehr, warum sich Ayuthaya in einem erbärmlichen Zustand befindet, den wir gerade gestern bei einem Tagesausflug feststellen mussten.
Na ja, wenn da jeder so einfach seine Ziegeln holen kann.
Und natürlich landen wir am Ende des Rundgangs automatisch im Shopping-room.
Jim Thompson führt noch alles, was sich aus Seide denken läßt, was unser Reisebudget jedoch nie verkraften würde.
Seide kühlt, sofort denke ich an ein kühles Bier unter Palmen, unberührt vom Großstadtbetondschungel.
Am Rande eines Goldfischteiches, im Schatten sitzend, der Ventlator fächelt uns kühle Luft zu, genießen wir ein Singha, zu deutsch ein echt thailändisches Bier.
Schmetterlinge umflattern uns, Orchideen vermitteln uns gediegene Eleganz und als wir das Areal wieder verlassen, bedanken wir uns mit einem andächtigen Wai beim Geisterhäuschen.
Ja, der Phra Phum hat hier wirklich ein Plätzchen gefunden, nachdem sich die ganze Welt sehnt.