…und es würden noch mittelalterliche Zustände herrschen, also eine Arbeitsschicht würde zwölf Stunden dauern, schließlich habe ich ja nicht behauptet, Sie würden…
Was die Welt nicht unbedingt wissen muss:
Wieviele Jahre unseres Lebens haben wir mit Schlafen verbracht?
Wie oft hatten wir Sex?
Wie oft haben wir uns in 70 Jahren die Zähne geputzt?
Wie lange saßen wir eigentlich auf dem WC ?

Fragen über Fragen von zweifelhaftem Bildungswert.
Über eine Zahl sollten Sie sich allerdings mal Gedanken machen !
Ach was, ich tu das für Sie!
Stellen Sie sich mal vor, Sie wären, aus irgendeinem unerklärlichen Grund, zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.
Schütteln Sie doch nicht gleich mit dem Kopf.
Sie sollen es sich doch nur mal vorstellen.
Und was würden Sie da tun?
Nur rumsitzen?
Man sagt ja nicht umsonst: Der sitzt!
Aber, mir aus vielen Knastwitzen bekannt: Sie würden wahrscheinlich Tüten kleben.
Und Sie wären darin, nach kurzer Anlernzeit, sehr schnell.

Sie ahnen es schon?
Ja, jetzt geht die Zählerei, besser die Rechnerei, los.
Ich mach das mal für Sie.
Sie würden pro Tüte etwa zweieinhalb Minuten benötigen.
In einer Stunde würden Sie also 24 Tüten zur Seite auf den Stapel legen.
Und es würden noch mittelalterliche Zustände herrschen, also eine Arbeitsschicht würde zwölf Stunden dauern, schließlich habe ich ja nicht behauptet, Sie würden in einem modernen deutschen Gefängnis einsitzen.
Dann hätten Sie am Ende eines Arbeitstages genau zweihundertachtundachtzig Tüten produziert.
Darauf können Sie stolz sein, denn Sie hätten zwischendurch keine Zeit zum Essen gehabt, der Toilettengang wäre entfallen und Zeit für eine Zigarettenpause…ach wo denk ich hin.

Und das würden Sie nun ein ganzes Jahr – ohne Freigang oder gar Heimaturlaub – machen.
Unentwegt mit Begeisterung Tütenkleben.
Auf welch stolze Zahl könnten Sie da an Silvester zurückblicken?
Ich schreib sie Ihnen jetzt mal als arabische Ziffer auf.
Ja, arabisch sollten Sie können.
Ist ja für Sie kein Problem, denn diese Fremdsprache ist Ihnen zumindest aus dem Mathematik-Unterricht geläufig.
Es wären exakt: 105 120 Tüten.
Stupides Tütenbasteln.
Und um den Nachschub an Papier, Leim und all die andere Logistik wie Anlieferung und Abtransport müssten Sie sich ja nicht kümmern.
Ja, ich höre Ihr Stöhnen: Was solls ?
Sie langweilen sich beim Lesen dieser Zeilen?
Aber als Tütenproduzent empfänden Sie keine Langeweile?
Nein, dürfen Sie nicht.
Sie sitzen ja noch weitere 19 Jahre an diesem Arbeitsplatz.
Und kleben und kleben.
Alle zweieinhalb Minuten eine Tüte!
Also nochmals gerechnet.
Am Ende Ihrer Haftzeit hätten Sie 2 Millionen 102 Tausend und 400 Tüten geklebt.
Sie wären keinen Tag krank gewesen und Ihre Gewerkschaft hätte auch auf keinen arbeitsfreien Sonntag bestanden.
Von wegen Ausruhen.
So schlimm kann das Tütenkleben nicht sein, dass der Rücken schmerzt oder sich sich eventuell dabei verletzt hätten.
Schnittwunden, Verstauchungen, Prellungen, Brüche beim Tütenkleben?
Reden Sie doch keinen Unsinn!

Und warum rechne ich Ihnen diesen Blödsinn vor?
Ich will Sie sensibel machen für Zahlen, denn in einem weiteren Blogbeitrag – hoffentlich benötige ich nicht noch weitere Folgen – will ich Sie über diesen „hausgemachten Unsinn“, den Pyramidenbau, nicht meckern hören.
Aber jetzt muss ich in mein Fotoarchiv und mal schauen, ob ich etwas mit Zahlen finde.
Wird schwer werden, aber ich werde Sie schon zum Nachzählen bringen.
Die Sache mit Ihrer Verurteilung vor Gericht – vergessen Sie das.
Vergessen Sie aber nicht die Zahl.
Etwas mehr als 2 Millionen.
Das genügt zum weiteren Verständnis.
Die große Pyramide in Gizeh besteht etwa aus 2 Millionen Granitblöcken.