...Girlanden über der Straße, im Vorgarten, der Zebrastreifen ist black and amber übermalt, ein Rollstuhl farblich auffrisiert, das Baby lutscht an einem Schnuller, natürlich black and amber, seine Windel sicher auch in black and ….
Nein, das ist nicht „yellow“, erklärt mir mein irischer Schwiegersohn.
Das ist „amber“!
Nun, er muss es wissen, er ist in Kilkenny geboren, dort aufgewachsen und mit 18 Jahren nach Deutschland geflüchtet.
Und jetzt sind wir zum ersten mal gemeinsam auf der Insel.
Und dann gleich an solch einem Wochenende.
Unser gebuchtes Hotel hat mal schnell den Übernachtungspreis um 20 Euro pro Nacht erhöht.
Wegen des „games“.
Bummeln gehen und dabei schaufensterln, völlig sinnlos.
Jedes Schaufenster in black and amber, wegen des „games“.
Die Kleidung irischer Frauen auf ihren Style überprüfen?
Aussichtslos, alles in black and amber.
In jedem Schaufenster Fanartikel in black and amber wegen des „games“.
Halloween soll ja ein irisches Fest sein.
Feiern die das in Kilkenny schon im September?
Black and amber Girlanden über der Straße.
Im Vorgarten.
Der Zebrastreifen ist black and amber übermalt.
Ein Rollstuhl farblich auffrisiert.
Das Baby lutscht an einem Schnuller, natürlich black and amber.
Seine Windel sicher auch in black and …..
Sich mit jemanden über die GRÜNE Insel unterhalten, über Galway, Tipparary…
Bist du wahnsinnig?
Hast du gerade den Namen dieser Stadt in den Mund genommen?
Tipparary!
Its a long long way to Tipparary.
Eventuell die Melodie gesummt.
Das könnte schlecht, ganz schlecht für dich enden.
Für die einen ist Hurling der Himmel.
Für die anderen … andere gibt es nicht.
Kilkenny und Tipparary, Schalke und Dortmund- die gleiche Problematik.
Nur- es geht nicht um Fußball.
Nein, Fußball emotionalisiert keinen Iren.
Das glauben nur wir Deutschen.
Weil wir manchmal gegen die Iren spielen müssen.
Gut, man schaut sich solch ein Spiel auch mal an, im Fernsehen.
Aber deswegen geht doch Oma und Opa, Sohn, Tochter, Onkel und Enkel mit dem Rest der Verwandtschaft nicht in „black and amber“ auf die Straße.
Und auch noch mit einer Keule bewaffnet.
Sind die Wikinger wieder ins Land eingefallen und man muss sich gegen diese Barbaren verteidigen?
Ich sitze in einem kleinen Cafe und schaue auf die Straße.
Gegenüber ein Pub, aus dem der Fernsehübertragungston sich mit dem angeregten Gespräch vieler Spielexperten mischt und über die gesamte Stadt schallt.
Sonntag Mittag 14 Uhr – und ein Höllenlärm.
Und vor meinem Fenster ein endloser Zug verkleideter Sportfans.
In „black and amber“.
Wo gehen die nur alle hin?
In „black and amber“.
Da ist ja die ganze Stadt auf den Beinen.
So was kenne ich aus Karlsruhe nur am Fasnachtsdienstag.
Ich frage die Bedienung, schließlich ist mir das englische Wort „puplic viewing“ in diesem Sommer sehr geläufig gewesen.
Sie schaut mich verständnislos an und meint, dass Sie jetzt dann bald schließen müsste, wegen des „games“.
Als ich sie nach der Lokalität für das puplic viewing frage, lacht sie und meint: Dublin.
Aber Dublin ist doch 200 km weit weg.
Nein, natürlich nicht Dublin, die würden alle in ihre Pubs gehen, um Ihre “ Black and amber“ vor dem Fernseher zu unterstützen.
Ja, frage ich etwas verdutzt, haben die denn keinen Fernseher zuhause?
Schon, aber da ist man allein.
Allein in Fankleidung vor dem Fernseher, das macht keinen Spaß.
Das verstehe ich.
80 000 sitzen schon im Stadion.
Und die junge Frau aus Japan sitzt in black and amber auf dem ehrwürdigen Rasen des Castles of Kilkenny.
In black and amber.
Zufall?
Oder als Fan extra angereist?
80 000 im Stadion in Dublin.
Nein, nicht im Fußballstadion.
Das fasst doch nur 40 000.
Viel zu klein für das Endspiel.
Die Kleinen reagieren noch schnell ihre überschüssige Kraft in einem DownHill ab.
Natürlich in den Farben Kilkennys: black and amber.
Tipparary gegen Kilkenny.
Kilkenny gegen Tipparary.
In Dublin.
Alle Hotels in Dublin belegt.
Und das Staatsoberhaupt Irlands begrüßt jeden Endspielteilnehmer persönlich per Handschlag.
Der Präsident!!
Und wo ist Sean?
He, wo ist John?
Hoppla, auch Louise fehlt!
80 ooo im Stadion und der Rest von Irland vor dem Fernseher.
Die meisten mit einer Keule in der Hand.
Schließlich hat jeder Ire so eine Keule im Schuppen stehen.
Hurling ist Schulfach.
Mit der Keule in der Hand wächst jeder vernünftige irische Junge auf.
Muttermilch und dann aber gleich Hurling.
Und jetzt Final day.
All Ireland Final Day.
Hurling- Irlands wichtigste Sportart.
Das Spiel mit der Keule.