Petra tafunata

Klingt irgendwie lateinisch.

Könnte aber auch der Name einer hübschen, schwarzhaarigen Italienerin sein.

Wenn wir das Wort allerdings in unsere Sprache übersetzen, verschwindet der erotische Touch dieser Wortschöpfung und übrig bleibt ein geographischer Begriff.

Durchlöcherter Stein.

Petra tafunata.

Am besten man schaut sich mal das erste Bild dieses Beitrags an.

Ja, wir sind in einer Gegend, die mit durchlöcherten Steinen nur so übersät ist.

Wir sind für  eine Woche auf Erkundungstour im Norden Sardiniens.

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Unser Hotel beherbergt mit uns zusammen die letzten Gäste im spätsommerlichen Oktober und liegt in Palau.

Eine Hafenstadt 50 Kilometer nördlich von Olbia, wo wir mit Eurowings gelandet sind.

Von Palau aus lässt sich der Inselkomplex mit den beiden größten Inseln Isola Maddalena und Isola Caprera per Fähre oder Ausflugsboot erkunden.

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Somit ist der Hafen die einzige Sehenswürdigkeit dieser Stadt und wir fragen uns, wie der Veranstalter dieser Reise uns mit dem Begriff Badeurlaub locken konnte.

Der Strand ist eine Ewigkeit vom Hotel entfernt, nur mühselig nach Durchwaten eines Flüsschens erreichbar und unterscheidet sich von unseren badischen Baggerseen im wesentlichen nicht.

Hier jedenfalls liegen die Traum-Badebuchten nicht, mit denen das Mittelmeer sich als Konkurrent zur Karibik erweist.

Türkis- und smaragdgrünschimmernde Tauchreviere, wie auf jedem Reiseprospekt abgebildet?

Hier nicht.

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Aber wir haben damit gerechnet, unser Mietwagen steht auf dem Hotelparkplatz und zur Gewöhnung an den kleinen Panda wagen wir zunächst nur einen kleinen Ausflug zum Namensvetter unseres Wägelchens.

Wir fahren zum 7 Kilometer entfernten Capo d’orso, zum Kap des Bären.

Natürlich Parkplatzgebühren, natürlich Eintrittsgebühren und die Ermahnung, die ausgebaute Wegführung nicht zu verlassen.

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Also gehts aufwärts. Es ist noch früh und wir sind allein.

Eine Stunde später wird sich das ändern und die Frage liegt mir auf den Lippen, ob man eine Besteigung in der Hochsaison bedenkenlos wagen kann.

Eine frische Brise aus Nord lässt uns frösteln, der Tramontana zeigt uns das Ende des Sommers an.

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Das Ende des gut ausgebauten Klettersteigs haben wir nach einer Viertelstunde erreicht und wir stehen zunächst mal unter dem Bauch des Bären.

Ein fantastischer Blick über den Inselkomplex des Archipels, die noch tiefstehende Sonne lässt das Meer silbern glitzern, Palau liegt, weit sichtbar, von der Morgensonne beschienen und signalisiert uns, dass wir wohl morgen schon das gute Wetter ausnützen sollten, um zumindest einen Teil des Parco Nazionale dell‘ Arcipelago di La Maddalena zu erkunden.

Rund 50 Inseln unfasst der Archipel und mir ist schon klar, dass es wahrscheinlich bei der Erkundigung der Hauptinsel La Maddalena bleiben wird.

Mit 7 Euro für die Hin- und Rückfahrt mit der Fähre erschwinglich.

Gestern mussten wir uns noch von dem Informationsterror der unzähligen Touristenbootsausflügeanbieter entlang der Hafenpromenade freimachen, die Preise würden unsere Reisekasse geradezu plündern, dafür leisten wir uns den Panda, den Mietwagen.

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Jetzt aber stehen wir auf diesem durchlöcherten Granitfelsen an dessen Spitze die Gestalt eines riesigen Bären ohne weiteres erkennbar ist und fragen uns, wie diese skurrilen Felsformationen wohl entstehen konnten.

Aus meinem Geografiestudium ist mir wohl noch bewusst, dass es sich hier um eine seltene chemische Verwitterungsform handelt.

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Heute ist diese Steinformationen am Capo d’orso sogar in Wikipedia als besonders typisch abgebildet.

Aber zur Zeit meines Studiums gab es dieses allwissende Nachschlagewerk noch nicht.

Im Prinzip handelt es sich aber hier um eine Salzverwitterung und mein geschärfter Geologieblick erklärt es mir.

Meeresluft ist salzig und die Winde umwehen diese Felsen ganzjährig.

Die salzbeladene Feuchtigkeit dringt in den Granit ein.

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Die im Sommer heißen Klimaverhältnisse lassen die Feuchtigkeit wieder verdunsten und zurück bleiben Salzkristalle, die die Felsen zunächst blätterteigartig absprengen.

Und wenn wir das einige Millionen Jährchen lang geschehen lassen, entstehen diese Tafoni.

Klingt irgendwie logisch.

 

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